Co-Leadership – nicht nur für Frauen eine Chance

Co-Leadership – nicht nur für Frauen eine Chance

Gründe, um eine Führungsposition aufzuteilen, gibt es viele. Da gibt es die persönlichen Beweggründe, wie die Betreuung von Kindern oder Angehörigen, eine zweite Nebentätigkeit oder ein individuelles Lebensmodell. In manchen Fällen wird aber auch ganz bewusst auf die Besetzung von zwei Personen gesetzt, um Synergien zu bündeln und ein breiteres Wissen für eine Aufgabe zu erhalten. Ein gutes Beispiel dafür bietet z.B. Bündnis 90/ Die Grünen, die eine paritätische Doppelspitze gewählt haben.

Co-Leadership ist eine große Chance für die Mitarbeiter*innen und Unternehmen und nicht beschränkt auf eine bestimmte Stundenanzahl. Ob in Teil- oder Vollzeit, an bestimmten Tagen oder im wöchentlichen Wechsel. Co-Leadership lässt sich ganz individuell auf die persönlichen und unternehmerischen Bedürfnisse anpassen. Die Vorteile durch die unterschiedlichen Fähigkeiten und Lösungsansätze der beteiligten Führungspersonen sind ein echter Mehrwert. Die Verantwortung im Bereich Mitarbeiterführung und Projektrisiko werden gleichmäßig auf mehrere Schultern verteilt. Dies senkt für die einzelne Führungskraft den Stress und ist auch eine wichtige Präventionsmaßnahme gegen Burnout. Laut dem Hernstein Management Report aus dem Jahr 2017 fühlen sich 31 % der Führungskräfte für einen Burnout gefährdet (Frauen wie auch Männer). Durch das Co-Leadership können Entscheidungen unter den Führungspartner*innen gleichmäßiger verteilt und besprochen werden. Aufgaben und Zuständigkeiten können geteilt und Probleme gemeinsam besprochen werden.

Natürlich gibt es auch Gründe, die in einzelnen Fällen gegen ein Co-Leadership sprechen. Die beiden Führungskräfte müssen gemeinsam dasselbe Ziel verfolgen und dürfen Entscheidungen nicht unnötig in die Länge ziehen. Dazu gehört der ständige Dialog miteinander und den Mitarbeiter*innen, um Entscheidungen klar zu kommunizieren und Prozesse nicht aufgrund von Meinungsverschiedenheiten zu verlangsamen. Aufgabenbereiche müssen klar definiert sein und gerade bei reduzierter Arbeitszeit der einzelnen Führungskräfte ist eine gute Absprache und Planung wichtig.

Besonders für Frauen (und Väter) ist das Co-Leadership eine effektive Möglichkeit, Familie und Beruf gut miteinander vereinbaren zu können. Laut den aktuellen Daten des Statistischen Bundesamtes für das Jahr 2022 lag der Anteil an Frauen in Führungspositionen bei gerade einmal 28,9 %. Dies liegt u.a. immer noch an fehlenden Betreuungsmöglichkeiten, wodurch viele Frauen in Teilzeit arbeiten. Dadurch wird ihnen der Weg in die Führungsetage oft verwehrt. In Zeiten des immer stärker werdenden Fach- und Führungskräftemangels, müssen neue Lösungen und Wege gesucht werden. Neben einem besseren Angebot an Betreuungsmöglichkeiten ist das Co-Leadership eine weitere Möglichkeit für Frauen, Kind und Karriere zu kombinieren. Aber nicht nur Frauen profitieren von einer geteilten Führungsaufgabe, sondern auch Männer, die sich immer stärker im Familienleben einbringen.

Das Co-Leadership ist eine echte Chance für mehr Gleichstellung und Gleichberechtigung. Besonders Frauen profitieren von diesem Model und erhalten die Möglichkeit, ihre Erfahrung und ihr Wissen auch mit der Familiengründung effektiv in einem Unternehmen einsetzen zu können. Väter bietet sich die Gelegenheit, Familie und Beruf genauso wie Frauen zu vereinbaren und einen aktiven Beitrag zu mehr Chancengleichheit zu leisten.

Beitrag erstellt von:  Femoana – Christine Gast – www.femoana.dein**@fe*****.de

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Warum Frauen noch immer weniger Firmen gründen

Warum Frauen noch immer weniger Firmen gründen

Schaut man auf die Zahlen von Firmengründungen und schlüsselt diese nach dem Anteil von Frauen und Männern auf, so findet sich ein noch immer ein nicht ausgeglichenes Bild. Im Jahr 2021 waren insgesamt nur 16 % der Start-up-Gründungen von Frauen. Interessant dabei ist nach einem Bericht des ifo Institut (2022), dass die Betreuungssituation für Kinder eine entscheidende Rolle bei der Gründung von Frauen spielt. So erhöht sich die Zahl der Start-up-Gründerinnen im Vergleich zum Durchschnitt auf 19 %, wenn die Frauen in Gebieten wohnen, wo es eine gute und ausreichende Betreuung für Kinder gibt. Während der prozentuale Anteil von Start-ups und Frauen noch viel Luft nach oben aufzeigt, sieht es bei anderen Formen der Existenzgründung etwas besser aus. Die Studie „Female Entrepreneurship“ der KfW-Bank von 2022 zeigt einen ausgeglichenen Anteil der Gründerinnen und Gründer im freiberuflichen Bereich (Anwältinnen, Tierärztinnen, Journalistinnen etc.). Anders sieht es bei den Gesamtzahlen von Gründungen aus. Zu diesen zählen alle gewerblichen und freiberuflichen Tätigkeiten, die Frauen im Neben- oder Vollerwerb ausführen. Dort liegt laut Statista (2021) der Frauenanteil bei 42 %. Neben einer sicheren Betreuungssituation spielen aber noch weitere Faktoren eine wichtige Rolle. Immer noch fehlt es an weiblichen Vorbildern, die anderen Frauen mit ihrer eigenen Erfahrung zur Seite stehen und auf dem Weg in die Selbstständigkeit ermutigen. Über den Austausch in entsprechenden Netzwerken finden zukünftige Gründerinnen die Möglichkeit, sich austauschen und inspirieren zu lassen. Denn neben einer guten Portion Mut benötigen die meisten Existenzgründerinnen auch ein entsprechendes Startkapital und spätestens an diesem Punkt, warten neue Schwierigkeiten auf die Frauen. Häufig ist es die Dominanz von Männern als Investoren, die Frauen ausbremsen und keine oder Kredite zu schlechteren Konditionen vergeben wollen, im Vergleich zu männlichen Gründern. Auch Stereotypen und alte Rollenmuster in der Erziehung von Mädchen führen häufig dazu, dass diese weniger risikobereit sind und den Weg in die Selbstständigkeit eher meiden als Männer.

Ein besonderes Beispiel dazu liefern Daten aus dem Jahr 2021 über die Vergabe von Risikokapitalfonds. Insgesamt wurden vier Milliarden Euro neuen Unternehmen zur Verfügung gestellt. Leider bestätigte die Aufteilung die Vorurteile und Schwierigkeiten von Existenzgründerinnen. Von dem Gesamtbetrag erhielten gerade einmal 2 % Gründerinnen, während 91 % an Gründer und 7% an gemischte Teams verteilt wurden. Aber warum haben Frauen so viele Schwierigkeiten bei der Gründung eines Unternehmens? Einer der Gründe liegt in der schlechten Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Das Betreuungsangebot kann sich je nach Wohnort sehr stark unterscheiden und jeder Frau mit Kindern dürfte die Zeit der Corona-Pandemie noch sehr gut in Erinnerung sein, denn es waren besonders die Mütter, die mit den Folgen von Homeschooling und geschlossenen Betreuungsmöglichkeiten zu kämpfen hatten. Aber auch die Benachteiligung von Selbstständigen Frauen, die privat versichert sind und kein Mutterschaftsgeld erhalten oder die z.T. hohen Kosten von Unternehmen, die auch während einer Elternzeit weiterlaufen sind wichtige Punkte, die bei einer Firmengründung eine große Rolle für Frauen spielen. Ein weiterer wichtiger Grund liegt im vermeintlich fehlenden Selbstbewusstsein der Frauen. Im Vergleich zu Männern, sind Frauen oft weniger risikobereit und vorsichtiger bei Entscheidungen rund um Beruf und Finanzen. Was auf der einen Seite eine sehr gute Eigenschaft sein kann (z.B. gehen frauengeführte Unternehmen viel seltener in eine Insolvenz!), ist auf der anderen Seite für Investoren und eventuelle Geschäftspartner oft eine Bestätigung der alten Geschlechterstereotypen und macht den Frauen die Existenzgründung deutlich schwerer. Viele Frauen entscheiden sich daher gegen eine Existenzgründung oder gehen den risikoärmeren Weg und gründen ein kleines Unternehmen im Nebenerwerb.

Die Branchen mit den höchsten Frauenanteilen liegen im künstlerischen Bereich (19 %), Medienbereich (18 %) und Marketing und PR (13 %). Schlusslicht dagegen sind die Bereiche IT und Technik, wo sich die wenigstens Frauen an eine Existenzgründung wagen. Der Gender-Gründungs-Gap zeigt sehr deutlich die Benachteiligung von Frauen im Bereich der Unternehmensgründungen und es braucht deutlich mehr Gleichberechtigung in der Gründungswelt. Hier ist vor allem die Politik dringend gefragt und muss die Frauen noch besser unterstützen. Als ein wichtiger Punkt sind dabei zuverlässige Betreuungsmöglichkeiten für Kinder gefragt, mehr Aufklärung und Wissen über die Finanzen und die zahlreichen Möglichkeiten in den von Männern dominierten Berufsbranchen, leichterer Zugang zu Gründungskapital und eine paritätische Eltern- und Betreuungszeit zur Entlastung von selbstständigen Frauen (was natürlich auch für Frauen im Angestelltenverhältnis erreicht werden muss).

Beitrag erstellt von: Femoana – Christine Gast – www.femoana.de – in**@fe*****.de

Gleichstellung als Erfolg für Unternehmen

Gleichstellung als Erfolg für Unternehmen

Ein Beitrag von Christine Gast, Gründerin von femoana. Femoana ist ein Netzwerk für Frauen und beschäftigt sich mit dem Thema Gleichstellung und Gleichberechtigung.

Noch immer sind Frauen in der Berufswelt benachteiligt und sie müssen einen oft schwierigen Spagat zwischen bezahlter Erwerbstätigkeit und unbezahlter Care-Arbeit vollführen. Umso wichtiger ist es, dass immer mehr Unternehmen die Vorteile von Frauen als Arbeitnehmerinnen, aber auch als starke Führungspersönlichkeiten erkennen.

Gleichstellung ist mehr als nur die Anpassung an gleiche Bedingungen für alle Menschen. Fühlen sich die Mitarbeiter*innen als gleichwertiger Teil eines Unternehmens und werden nicht wegen ihres Geschlechtes diskriminiert, profitiert davon auch die Wirtschaft. Die Vorteile einer gelebten Gleichstellung für Unternehmen ist enorm hoch und wird von vielen Firmen noch zu sehr unterschätzt. So steigern gemischte Teams am Arbeitsplatz die Produktivität, Probleme werden ganzheitlicher gesehen, Lösungen durch unterschiedliche Blickwinkel schneller gefunden, eine Steigerung der Aufträge und Attraktivität der Firmen / Arbeitgeber und es entsteht ein größerer Pool an qualifizierten Fachkräften.

Eine sehr interessante Studie kommt zu diesem Thema von der Organisation Catalyst, die sich mit dem Thema Inklusion und Vielfalt beschäftigt hat (2020). Gleichstellung hat danach einen großen Einfluss auf Innovationen, die Leistungsbereitschaft und die Verantwortung innerhalb von Unternehmensstrukturen. Gemischte Teams ergänzen sich in perfekter Weise und erreichen fast 60 % mehr Kreativität und Innovation und können sich zu knapp 38 % besser in die Interessen der Kunden und Verbraucher einfühlen. Außerdem erreichen Unternehmen mit einer höheren Diversität in einem Zeitraum von drei Jahren durchschnittlich eine Steigerung von 38 % ihres Umsatzes.

Eine andere Studie, nämlich die Gender Diversity Studie der Boston Consulting Group zusammen mit der TU München aus dem Jahr 2021 zeigt, dass sich eine größere Vielfalt und Gleichstellung in den Führungspositionen von Unternehmen positiv auf ökologische, nachhaltige und soziale Gesichtspunkte auswirkt. Dazu wird ein BCG Gender Diversity Index erstellt, der auf Platz 1 von der Deutschen Telekom angeführt wird, vor SAP auf Platz 2 und BASF auf dem dritten Platz. Besonders große Unternehmen sind gefragt, als Vorreiter zu fungieren und die Vorteile der Gleichberechtigung zu präsentieren.

Interessant dazu ist auch eine Studie der Wirtschaftsauskunftei CRIF aus dem Jahr 2015 unter österreichischen Unternehmen. Danach melden deutlich mehr von Männern geführte Unternehmen die Insolvenz an (3,25 %), im Vergleich zu rein von Frauen geführte Unternehmen (1,61 %). Ein Grund dafür liegt natürlich auch in der deutlichen Dominanz von Männern an der Unternehmensspitze, aber auch an einer besseren Bonität und Zahlungsfähigkeit von Firmen, die von Frauen geführt werden.

Es sind nach wie vor die Frauen, die im Arbeitsleben unterschätzt werden. In einer Studie der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) zum Thema „Woman in Business und Management: The business case for change“ von 2019 konnte gezeigt werden, dass fast 60 % der über 12.000 befragten Unternehmen in der Gleichstellung einen echten Gewinn für ihr Unternehmen sehen. Die Vorteile überwiegen und es liegt nun an der Wirtschaft, diese positiven Ergebnisse in die Tat umzusetzen und vermehrt auf eine flächendeckende Diversität in den Unternehmen und ganz besonders in den führenden Positionen zu setzen. Dazu gehören auch entsprechende Strategien für eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie und eine Flexibilität in der Elternzeit.

Dies betrifft natürlich beide Geschlechter und wird von immer mehr Firmen erkannt und entsprechend umgesetzt.

Frauen sind nicht nur ein wirkungsvoller Baustein im Kampf gegen den Fachkräftemangel, sondern auch ein echter Gewinn für jedes Unternehmen.