Frauen in der Landwirtschaft

Frauen in der Landwirtschaft

Bereits seit langer Zeit arbeiten Frauen in der Landwirtschaft, doch in der Regel in der Rolle als unterstützendes Familienmitglied oder in einer geringfügig entlohnten Beschäftigung. Hofübernahmen sind in der Regel immer noch fest in den Händen von Männern und nur in 18 % der Fälle soll eine Frau den Hof übernehmen. Frauen, die als selbstständige Unternehmerinnen einen landwirtschaftlichen Betrieb führen, sind immer noch die Ausnahme. Schaut man sich die Daten der Landwirtschaftszählung 2020 des Statistischen Bundesamtes an, so beträgt der Anteil an weiblichen Arbeitskräften etwa 36 %. Auffällig dabei sind jedoch zwei besondere Zahlen. Mit 43 % stellen Frauen einen relativ hohen Anteil an Saisonarbeitskräften dar und nur 11 % Frauen finden sich in der Führungsposition eines landwirtschaftlichen Unternehmens. Blickt man in das europäische Ausland, so stehen z.B. in Dänemark nur 8 % an der Spitze eines landwirtschaftlichen Betriebes, während es in Italien um die 30 % sind und in Lettland sogar 45 %.

Wie kommt es zu diesem so geringen Anteil an Frauen in der Landwirtschaft? Nach einer statistischen Auswertung des Bundesinformationszentrums Landwirtschaft aus dem Jahr 2022 entscheiden sich nur 24,3 % der Frauen für eine Ausbildung in der Land- und Tierwirtschaft. An der Spitze liegen dabei die Bereiche Pferdewirtin und Gärtnerin, während Forstwirtin kaum von Frauen als zukünftiger Beruf gewählt wird. Besser sieht es in den entsprechenden Studiengängen aus. Dort haben sich 2019 etwa 48 % Frauen für ein Studium der Agrarwissenschaft entschieden und knapp 41 % für ein Studium im Gartenbau.

Doch was macht es Frauen so schwer, einen Beruf in der Landwirtschaft zu wählen und einen eigenen Betrieb zu führen? Mit diesem Thema hat sich 2022 eine Studie der Universität Göttingen in Kooperation mit dem Deutschen LandFrauenverband e.V. beschäftigt. Immer noch ist die Landwirtschaft sehr traditionell und alte Rollenbilder sind noch weit verbreitet. Dies macht es besonders Mädchen und Frauen schwer, wenn sie sich für einen solchen Beruf entscheiden und ein Praktikum oder eine Ausbildung beginnen wollen. Neben den z.T. schweren Arbeitsbedingungen für alle Geschlechter (körperlich harte und anstrengende Tätigkeit, hohe Flexibilität und Widerstandsfähigkeit, ausufernde Bürokratie, wenig Freizeit etc.), braucht es viel Durchhaltevermögen und sichere Perspektiven, Familie und Beruf vereinbaren zu können. Oft treffen Frauen immer noch auf Vorurteile und alte Rollenbilder, die die Frauen im Bereich der unbezahlten Care-Arbeit oder im Büro auf einem landwirtschaftlichen Betrieb sehen und nicht in einer verantwortungsvollen Führungsposition oder der Arbeit auf dem Feld oder mit entsprechenden Maschinen. Durch die überwiegend männlichen Ausbilder und Betriebsleitern wird Frauen immer noch in technischen Fragen oder dem Bedienen schwerer Maschinen viel weniger zugetraut, als ihren männlichen Kollegen. Gegen solche alten Klischees und Vorurteile müssen die Frauen in ihrer täglichen Arbeit ankämpfen und es fehlt der Mut für eine Erneuerung und ein gleichberechtigtes Umdenken. Ein weiteres Problem liegt darin, dass die meisten Frauen in einen bestehenden Betrieb einheiraten und keine Unternehmensführung beanspruchen, sondern ihrem Partner zuarbeiten und die typischen Stereotypen übernehmen. Existenzgründerinnen sind noch in der Minderheit.

Dabei sind Frauen deutlich mutiger, wenn es darum geht, Veränderungen anzunehmen und neue Wege in der Landwirtschaft zu gehen. Gerade im Ökolandbau finden sich immer mehr Frauen, da diese Branche von seiner Offenheit und Erneuerung geprägt ist (dazu zählt auch die Gleichberechtigung), die es Frauen leichter macht, als in der ursprünglichen Landwirtschaft. Inzwischen finden sich immer mehr Frauen im ökologischen Landbau und zeigen in einer Vorzeigerolle, dass Geschlechtergerechtigkeit in der Landwirtschaft möglich ist und sich lohnt.

In Zeiten, in denen es immer schwerer wird, Menschen für die Landwirtschaft zu begeistern und große Veränderungen durch den Klimawandel uns bevorstehen, sollte die Geschlechtergerechtigkeit als Chance gesehen werden und Frauen darin bestärkt und unterstützt werden, einen Betrieb als Hofnachfolgerin zu übernehmen oder als Existenzgründerin neue Impulse in die Landwirtschaft zu bringen.

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Frauen im Handwerk

Frauen im Handwerk

Chancen und Möglichkeiten in einer von Frauen unterrepräsentierten Branche

Im Handwerk werden immer mehr Fachkräfte gesucht! Es fehlen Schornsteinfeger, Maurer, Zimmerer, Dachdecker, Installateure. Aber wo sind die Frauen im Handwerk? Ein Blick in die Daten des Statistischen Bundesamtes (Destatis) aus dem Jahr 2022 zeigen den Mangel an Frauen in handwerklichen Berufen. Nur 10,8 % der Beschäftigten in Handwerks- und verwandten Berufen sind weiblich und somit sind Frauen deutlich unterrepräsentiert.

Frauen entscheiden sich lieber für einen sozialen oder kaufmännischen Beruf, obwohl der handwerkliche Bereich viele Entwicklungsmöglichkeiten bietet. Dies liegt u.a. an Stereotype, die das Handwerk lange Zeit als reine Männerdomäne gesehen haben. Inzwischen wecken handwerkliche Berufe langsam auch das Interesse von Frauen. Diese Entwicklung ist sehr wichtig, denn neben dem massiven Fachkräftemangel im handwerklichen Bereich, profitiert die Branche von einem steigenden Frauenanteil. Frauen sorgen nicht nur für einen anderen Blickwinkel, sondern wirken sich positiv auf das Betriebsklima aus und sorgen als Vorbildfunktion für andere Frauen und Kunden/Kundinnen.

Besonders beliebte handwerkliche Berufe von Frauen sind nach Angabe des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH) die Kosmetikbranche (99,2%), das Konditoren-Handwerk (80,2 %) oder das Friseurhandwerk (74,7 %). Dagegen sieht es z.B. im Bereich Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik mit 2,1 % oder Mauerei- und Betonarbeiten mit 1,1 % schwierig mit einer größeren Beteiligung von Frauen aus. Die Handelskammer Ulm verzeichnete 2021 insgesamt 534 Frauen, die sich für eine Ausbildung im Handwerk entscheiden hatten. Den Spitzenplatz mit 115 Frauen belegte die Ausbildung als Friseurin, doch entschieden sich auch 35 Frauen für eine Ausbildung als Schreinerin und 14 als Zimmerin. Die Attraktivität von handwerklichen Berufen für Frauen wächst zwar langsam, aber dank der Digitalisierung werden diese immer attraktiver.

Wie lassen sich noch mehr Frauen für einen handwerklichen Beruf begeistern? Wichtig sind umfassende Informationsmöglichkeit, wie z.B. der jährliche Girls Day oder eine geschlechtsunabhängige Berichterstattung ohne Klischees über Berufe im handwerklichen Bereich. Frauen sollen sich im Handwerk ausprobieren können, reinschnuppern und die vielfältigen Möglichkeiten kennenlernen dürfen. Außerdem spielen die Vereinbarkeit von Familie und Beruf eine große Rolle, genauso wie der Mutterschutz für weibliche Selbstständige.

Zum Schluss ist eine interessante Studie („Handwerksstolz“) von Dr. Ann-Kathrin Blankenberg (Universität Göttingen) zum beruflichen Selbstbild und Zufriedenheit in handwerklichen Berufen noch erwähnenswert. Frauen sind demnach zu 86,6 % zufrieden mit ihrem Beruf (Durchschnitt der Befragten 78,2 %). Frauen können mit einem handwerklichen Beruf sehr glücklich werden und haben zahlreiche Aufstiegs- und Karrierechancen. Sie müssen aber erst wissen, dass es diese Berufe überhaupt gibt und die faszinierenden und vielseitigen Seiten des Handwerks kennenlernen. Dann werden sich vielleicht auch mehr Frauen (und Männer) für eine berufliche Zukunft im Handwerk entscheiden.

Solidarität und Vernetzung unter Frauen

Solidarität und Vernetzung unter Frauen

Wo ist die Solidarität und Vernetzung unter Frauen? In der Berufswelt fällt immer wieder der Begriff „Stutenbissigkeit“, wenn es um die Zusammenarbeit von Frauen geht. Das Klischee des hinterhältigen und fiesen Konkurrenzverhaltens unter Frauen, auf eine subtile, passiv-aggressive Art die vermeintliche Gegnerin abzuurteilen und selber die Anerkennung und den Erfolg zu erhalten, ist in vielen Köpfen abgespeichert. Doch sind Frauen wirklich die schlechteren Kolleginnen?

Um diese Frage zu beantworten, müssen wir uns erst einmal mit der gesellschaftlichen Wahrnehmung und den Stereotypen von Frauen und Männern beschäftigen. Denn diese ist für ein gleiches Verhalten durchaus unterschiedlich. Während bei Männern im Businessalltag eine klare Meinungsäußerung und Diskussionsfreude als durchaus positiv wahrgenommen und als Zeichen für Durchsetzungsfähig gesehen wird, haftet Frauen schnell ein schwieriges Image und Zickigkeit an. Dabei passen sie sich nur den patriarchischen Strukturen an und handeln in Konfliktsituationen genauso, wie ihre männlichen Kollegen. Nur die Außenwirkung ist eine andere, weil Frauen nicht die gleichen Eigenschaften und Rechte zugesprochen werden.

Die beiden Autoren Andrea S. Kramer und Alton B. Harris haben u.a. die Konfliktfähigkeit und die Wahrnehmung von Frauen in ihrem Buch „It`s Not You, It`s The Workplace“ untersucht. Dabei kamen sie zu dem Ergebnis, dass es keine empirischen Beweise dafür gibt, welche die Annahme bestätigen, dass Frauen untereinander gemeiner oder missgünstiger sind als Männer. Der eigentliche Grund für schwierige Beziehungen und Konflikte im Beruf liegt in der Diskriminierung am Arbeitsplatz. Denn dort findet sich häufig noch eine von Männern dominierte Welt und mit entsprechenden Erwartungen und Werten. Durch Affinitäts- und Geschlechtervoreingenommenheit der männlich geprägten Arbeitswelt wird die Beziehung und Zusammenarbeit unter Frauen im Berufsalltag deutlich erschwert und führt zu einem konkurrierenden Wettkampf und der Distanzierung zu den weiblichen Kolleginnen.

Zum Glück durchbrechen immer mehr Frauen diese männerdominierten Denk- und Verhaltensmuster und solidarisieren sich miteinander. Es entstehen immer mehr Frauennetzwerke, die sich mit unterschiedlichen Schwerpunkten für mehr Rechte und Sichtbarkeit von Frauen einsetzen. Frauen haben verstanden, dass es für sie selber und viele andere Frauen leichter wird, wenn sie sich untereinander helfen und unterstützen. Männer erkannten diese Vorteile bereits vor vielen Jahrhunderten und schlossen sich zu beruflichen Vereinigungen zusammen, um ihre Interessen effektiver durchzusetzen.

Frauen haben durch eine solidarische Vernetzung die Möglichkeit, Kompetenzen zu bündeln und gemeinsam mit anderen Frauen sich weiterzuentwickeln und zu pushen. Mit jeder Sichtbarkeit von Frauen in der Öffentlichkeit und im Berufsleben, mit jedem neuen Auftrag für eine Unternehmerin, einem Like in den sozialen Medien oder einem wachsenden sozialen Netzwerk profitieren nicht nur die einzelnen Frauen, sondern die gesamte weibliche Gemeinschaft.

Beitrag erstellt von:  Femoana – Christine Gast – www.femoana.de – info@femoana.de

Co-Leadership – nicht nur für Frauen eine Chance

Co-Leadership – nicht nur für Frauen eine Chance

Gründe, um eine Führungsposition aufzuteilen, gibt es viele. Da gibt es die persönlichen Beweggründe, wie die Betreuung von Kindern oder Angehörigen, eine zweite Nebentätigkeit oder ein individuelles Lebensmodell. In manchen Fällen wird aber auch ganz bewusst auf die Besetzung von zwei Personen gesetzt, um Synergien zu bündeln und ein breiteres Wissen für eine Aufgabe zu erhalten. Ein gutes Beispiel dafür bietet z.B. Bündnis 90/ Die Grünen, die eine paritätische Doppelspitze gewählt haben.

Co-Leadership ist eine große Chance für die Mitarbeiter*innen und Unternehmen und nicht beschränkt auf eine bestimmte Stundenanzahl. Ob in Teil- oder Vollzeit, an bestimmten Tagen oder im wöchentlichen Wechsel. Co-Leadership lässt sich ganz individuell auf die persönlichen und unternehmerischen Bedürfnisse anpassen. Die Vorteile durch die unterschiedlichen Fähigkeiten und Lösungsansätze der beteiligten Führungspersonen sind ein echter Mehrwert. Die Verantwortung im Bereich Mitarbeiterführung und Projektrisiko werden gleichmäßig auf mehrere Schultern verteilt. Dies senkt für die einzelne Führungskraft den Stress und ist auch eine wichtige Präventionsmaßnahme gegen Burnout. Laut dem Hernstein Management Report aus dem Jahr 2017 fühlen sich 31 % der Führungskräfte für einen Burnout gefährdet (Frauen wie auch Männer). Durch das Co-Leadership können Entscheidungen unter den Führungspartner*innen gleichmäßiger verteilt und besprochen werden. Aufgaben und Zuständigkeiten können geteilt und Probleme gemeinsam besprochen werden.

Natürlich gibt es auch Gründe, die in einzelnen Fällen gegen ein Co-Leadership sprechen. Die beiden Führungskräfte müssen gemeinsam dasselbe Ziel verfolgen und dürfen Entscheidungen nicht unnötig in die Länge ziehen. Dazu gehört der ständige Dialog miteinander und den Mitarbeiter*innen, um Entscheidungen klar zu kommunizieren und Prozesse nicht aufgrund von Meinungsverschiedenheiten zu verlangsamen. Aufgabenbereiche müssen klar definiert sein und gerade bei reduzierter Arbeitszeit der einzelnen Führungskräfte ist eine gute Absprache und Planung wichtig.

Besonders für Frauen (und Väter) ist das Co-Leadership eine effektive Möglichkeit, Familie und Beruf gut miteinander vereinbaren zu können. Laut den aktuellen Daten des Statistischen Bundesamtes für das Jahr 2022 lag der Anteil an Frauen in Führungspositionen bei gerade einmal 28,9 %. Dies liegt u.a. immer noch an fehlenden Betreuungsmöglichkeiten, wodurch viele Frauen in Teilzeit arbeiten. Dadurch wird ihnen der Weg in die Führungsetage oft verwehrt. In Zeiten des immer stärker werdenden Fach- und Führungskräftemangels, müssen neue Lösungen und Wege gesucht werden. Neben einem besseren Angebot an Betreuungsmöglichkeiten ist das Co-Leadership eine weitere Möglichkeit für Frauen, Kind und Karriere zu kombinieren. Aber nicht nur Frauen profitieren von einer geteilten Führungsaufgabe, sondern auch Männer, die sich immer stärker im Familienleben einbringen.

Das Co-Leadership ist eine echte Chance für mehr Gleichstellung und Gleichberechtigung. Besonders Frauen profitieren von diesem Model und erhalten die Möglichkeit, ihre Erfahrung und ihr Wissen auch mit der Familiengründung effektiv in einem Unternehmen einsetzen zu können. Väter bietet sich die Gelegenheit, Familie und Beruf genauso wie Frauen zu vereinbaren und einen aktiven Beitrag zu mehr Chancengleichheit zu leisten.

Beitrag erstellt von:  Femoana – Christine Gast – www.femoana.de – info@femoana.de

Hilfreiche Links zu Co-Leadership / Job-Sharing Anbieter: 

Twise

JOYntLEADING

Warum Frauen noch immer weniger Firmen gründen

Warum Frauen noch immer weniger Firmen gründen

Schaut man auf die Zahlen von Firmengründungen und schlüsselt diese nach dem Anteil von Frauen und Männern auf, so findet sich ein noch immer ein nicht ausgeglichenes Bild. Im Jahr 2021 waren insgesamt nur 16 % der Start-up-Gründungen von Frauen. Interessant dabei ist nach einem Bericht des ifo Institut (2022), dass die Betreuungssituation für Kinder eine entscheidende Rolle bei der Gründung von Frauen spielt. So erhöht sich die Zahl der Start-up-Gründerinnen im Vergleich zum Durchschnitt auf 19 %, wenn die Frauen in Gebieten wohnen, wo es eine gute und ausreichende Betreuung für Kinder gibt. Während der prozentuale Anteil von Start-ups und Frauen noch viel Luft nach oben aufzeigt, sieht es bei anderen Formen der Existenzgründung etwas besser aus. Die Studie „Female Entrepreneurship“ der KfW-Bank von 2022 zeigt einen ausgeglichenen Anteil der Gründerinnen und Gründer im freiberuflichen Bereich (Anwältinnen, Tierärztinnen, Journalistinnen etc.). Anders sieht es bei den Gesamtzahlen von Gründungen aus. Zu diesen zählen alle gewerblichen und freiberuflichen Tätigkeiten, die Frauen im Neben- oder Vollerwerb ausführen. Dort liegt laut Statista (2021) der Frauenanteil bei 42 %. Neben einer sicheren Betreuungssituation spielen aber noch weitere Faktoren eine wichtige Rolle. Immer noch fehlt es an weiblichen Vorbildern, die anderen Frauen mit ihrer eigenen Erfahrung zur Seite stehen und auf dem Weg in die Selbstständigkeit ermutigen. Über den Austausch in entsprechenden Netzwerken finden zukünftige Gründerinnen die Möglichkeit, sich austauschen und inspirieren zu lassen. Denn neben einer guten Portion Mut benötigen die meisten Existenzgründerinnen auch ein entsprechendes Startkapital und spätestens an diesem Punkt, warten neue Schwierigkeiten auf die Frauen. Häufig ist es die Dominanz von Männern als Investoren, die Frauen ausbremsen und keine oder Kredite zu schlechteren Konditionen vergeben wollen, im Vergleich zu männlichen Gründern. Auch Stereotypen und alte Rollenmuster in der Erziehung von Mädchen führen häufig dazu, dass diese weniger risikobereit sind und den Weg in die Selbstständigkeit eher meiden als Männer.

Ein besonderes Beispiel dazu liefern Daten aus dem Jahr 2021 über die Vergabe von Risikokapitalfonds. Insgesamt wurden vier Milliarden Euro neuen Unternehmen zur Verfügung gestellt. Leider bestätigte die Aufteilung die Vorurteile und Schwierigkeiten von Existenzgründerinnen. Von dem Gesamtbetrag erhielten gerade einmal 2 % Gründerinnen, während 91 % an Gründer und 7% an gemischte Teams verteilt wurden. Aber warum haben Frauen so viele Schwierigkeiten bei der Gründung eines Unternehmens? Einer der Gründe liegt in der schlechten Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Das Betreuungsangebot kann sich je nach Wohnort sehr stark unterscheiden und jeder Frau mit Kindern dürfte die Zeit der Corona-Pandemie noch sehr gut in Erinnerung sein, denn es waren besonders die Mütter, die mit den Folgen von Homeschooling und geschlossenen Betreuungsmöglichkeiten zu kämpfen hatten. Aber auch die Benachteiligung von Selbstständigen Frauen, die privat versichert sind und kein Mutterschaftsgeld erhalten oder die z.T. hohen Kosten von Unternehmen, die auch während einer Elternzeit weiterlaufen sind wichtige Punkte, die bei einer Firmengründung eine große Rolle für Frauen spielen. Ein weiterer wichtiger Grund liegt im vermeintlich fehlenden Selbstbewusstsein der Frauen. Im Vergleich zu Männern, sind Frauen oft weniger risikobereit und vorsichtiger bei Entscheidungen rund um Beruf und Finanzen. Was auf der einen Seite eine sehr gute Eigenschaft sein kann (z.B. gehen frauengeführte Unternehmen viel seltener in eine Insolvenz!), ist auf der anderen Seite für Investoren und eventuelle Geschäftspartner oft eine Bestätigung der alten Geschlechterstereotypen und macht den Frauen die Existenzgründung deutlich schwerer. Viele Frauen entscheiden sich daher gegen eine Existenzgründung oder gehen den risikoärmeren Weg und gründen ein kleines Unternehmen im Nebenerwerb.

Die Branchen mit den höchsten Frauenanteilen liegen im künstlerischen Bereich (19 %), Medienbereich (18 %) und Marketing und PR (13 %). Schlusslicht dagegen sind die Bereiche IT und Technik, wo sich die wenigstens Frauen an eine Existenzgründung wagen. Der Gender-Gründungs-Gap zeigt sehr deutlich die Benachteiligung von Frauen im Bereich der Unternehmensgründungen und es braucht deutlich mehr Gleichberechtigung in der Gründungswelt. Hier ist vor allem die Politik dringend gefragt und muss die Frauen noch besser unterstützen. Als ein wichtiger Punkt sind dabei zuverlässige Betreuungsmöglichkeiten für Kinder gefragt, mehr Aufklärung und Wissen über die Finanzen und die zahlreichen Möglichkeiten in den von Männern dominierten Berufsbranchen, leichterer Zugang zu Gründungskapital und eine paritätische Eltern- und Betreuungszeit zur Entlastung von selbstständigen Frauen (was natürlich auch für Frauen im Angestelltenverhältnis erreicht werden muss).

Beitrag erstellt von: Femoana – Christine Gast – www.femoana.de – info@femoana.de

Gleichstellung als Erfolg für Unternehmen

Gleichstellung als Erfolg für Unternehmen

Ein Beitrag von Christine Gast, Gründerin von femoana. Femoana ist ein Netzwerk für Frauen und beschäftigt sich mit dem Thema Gleichstellung und Gleichberechtigung.

Noch immer sind Frauen in der Berufswelt benachteiligt und sie müssen einen oft schwierigen Spagat zwischen bezahlter Erwerbstätigkeit und unbezahlter Care-Arbeit vollführen. Umso wichtiger ist es, dass immer mehr Unternehmen die Vorteile von Frauen als Arbeitnehmerinnen, aber auch als starke Führungspersönlichkeiten erkennen.

Gleichstellung ist mehr als nur die Anpassung an gleiche Bedingungen für alle Menschen. Fühlen sich die Mitarbeiter*innen als gleichwertiger Teil eines Unternehmens und werden nicht wegen ihres Geschlechtes diskriminiert, profitiert davon auch die Wirtschaft. Die Vorteile einer gelebten Gleichstellung für Unternehmen ist enorm hoch und wird von vielen Firmen noch zu sehr unterschätzt. So steigern gemischte Teams am Arbeitsplatz die Produktivität, Probleme werden ganzheitlicher gesehen, Lösungen durch unterschiedliche Blickwinkel schneller gefunden, eine Steigerung der Aufträge und Attraktivität der Firmen / Arbeitgeber und es entsteht ein größerer Pool an qualifizierten Fachkräften.

Eine sehr interessante Studie kommt zu diesem Thema von der Organisation Catalyst, die sich mit dem Thema Inklusion und Vielfalt beschäftigt hat (2020). Gleichstellung hat danach einen großen Einfluss auf Innovationen, die Leistungsbereitschaft und die Verantwortung innerhalb von Unternehmensstrukturen. Gemischte Teams ergänzen sich in perfekter Weise und erreichen fast 60 % mehr Kreativität und Innovation und können sich zu knapp 38 % besser in die Interessen der Kunden und Verbraucher einfühlen. Außerdem erreichen Unternehmen mit einer höheren Diversität in einem Zeitraum von drei Jahren durchschnittlich eine Steigerung von 38 % ihres Umsatzes.

Eine andere Studie, nämlich die Gender Diversity Studie der Boston Consulting Group zusammen mit der TU München aus dem Jahr 2021 zeigt, dass sich eine größere Vielfalt und Gleichstellung in den Führungspositionen von Unternehmen positiv auf ökologische, nachhaltige und soziale Gesichtspunkte auswirkt. Dazu wird ein BCG Gender Diversity Index erstellt, der auf Platz 1 von der Deutschen Telekom angeführt wird, vor SAP auf Platz 2 und BASF auf dem dritten Platz. Besonders große Unternehmen sind gefragt, als Vorreiter zu fungieren und die Vorteile der Gleichberechtigung zu präsentieren.

Interessant dazu ist auch eine Studie der Wirtschaftsauskunftei CRIF aus dem Jahr 2015 unter österreichischen Unternehmen. Danach melden deutlich mehr von Männern geführte Unternehmen die Insolvenz an (3,25 %), im Vergleich zu rein von Frauen geführte Unternehmen (1,61 %). Ein Grund dafür liegt natürlich auch in der deutlichen Dominanz von Männern an der Unternehmensspitze, aber auch an einer besseren Bonität und Zahlungsfähigkeit von Firmen, die von Frauen geführt werden.

Es sind nach wie vor die Frauen, die im Arbeitsleben unterschätzt werden. In einer Studie der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) zum Thema „Woman in Business und Management: The business case for change“ von 2019 konnte gezeigt werden, dass fast 60 % der über 12.000 befragten Unternehmen in der Gleichstellung einen echten Gewinn für ihr Unternehmen sehen. Die Vorteile überwiegen und es liegt nun an der Wirtschaft, diese positiven Ergebnisse in die Tat umzusetzen und vermehrt auf eine flächendeckende Diversität in den Unternehmen und ganz besonders in den führenden Positionen zu setzen. Dazu gehören auch entsprechende Strategien für eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie und eine Flexibilität in der Elternzeit.

Dies betrifft natürlich beide Geschlechter und wird von immer mehr Firmen erkannt und entsprechend umgesetzt.

Frauen sind nicht nur ein wirkungsvoller Baustein im Kampf gegen den Fachkräftemangel, sondern auch ein echter Gewinn für jedes Unternehmen.